Über den Werdegang zur Errichtung einer Dorfkapelle hat Michael Thaller ein Erinnerungs-Verzeichnis abgefasst:
Am 31. Mai im Jahre des Herrn 1887 wurde der Grundstein dieser Kapelle gelegt, welche zu Ehren der Heiligen Familie Jesus, Maria und Joseph, von den Bewohnern in Lichtenwald erbaut wurde. Von gemeinschaftlichem Geist durchdrungen, nahmen die Mitglieder obigen Ortes durch verschiedene Beitrags-Leistung an dem herrlichen Bau dieser Kapelle teil, besonders ist es Herr Joseph Freithaller, welcher das ganze Baumaterial bis auf das Zinnblech besorgte und herbeischaffte. Diese Kapelle wurde am 23. Oktober 1887 feierlich eingeweiht unter der Regierung Papst Leo XXIII. und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, Dr. Johannes Zwerger, Fürstbischof von Seckau und dem Hochwürdigen Herrn Dechant Anton Kielnhofer obiger Pfarre und dem Gemeindevorsteher Johann Weinzettl und dem Ortsvorsteher Johann Reihn und den Ortsinsassen der Herren Rath, Freithaller, Nuster, Pichler, Berndl, Heschl, Hirschbök, Reifgraber, Fuchs, Beindl, Grabner, Karner, Rath; den Bauplan zu dieser Kapelle verfertigte der Maurermeister Herr Johann Fahnler, die Maurerarbeit wurde durchgeführt durch den Vorarbeiter Michael Thaller und den Gesellen Pittermann, Franz Fitler, Johann Rath, Thaller und Oswald, Zimmerarbeit durch Zimmermeister Herrn Ziegner mit dem Gesellen Johann Hauer, Turmdecker Herr Michlmeier; die Bildhauerarbeit durch Franz Rath, Tischlerarbeit Franz Waizer, Glaserarbeit Josef Sommer."
Im übrigen wird diese Kapelle dem Schutz der Heiligen Familie, Jesus, Maria und Joseph empfohlen. Gott der Allmächtige, der gepriesen und dem Dank gesagt sei, möge Allen und Jeden vergelten, die aus Liebe zur Heiligen Familie in was immer für eine Weise den Bau dieses heiligen Bethauses unterstützt haben und noch unterstützen werden. Amen.
Hauptpfarrer Anton Kielnhofer hat im Februar 1890 beim fürstbischöflichen Ordinariat Seckau angesucht, einen Kreuzweg mit 14 Stationen durch einen Franziskaner Ordenspriester einweihen zu dürfen und erhielt 1894 die Bewilligung unter der Voraussetzung, dass die Stationsbilder erbaulich dargestellt und mit hölzernen Kreuzen versehen sind.
Der Kapellenaltar zeigt in einer wunderschönen und anspruchsvollen Schnitzarbeit die heilige Familie im Stil der Nazarener. Das Jesuskind steht zwischen der Gottesmutter und Josef, dem Heiligen des Gehorsams und der Pflichterfüllung. Er hält einen blühenden Lilienstamm, der daran erinnert, dass der Hohe Priester an der Jungfräulichkeit Mariens zweifelte und deshalb die Jungfrau demjenigen versprach, dessen Blumenstengel erblüht sei. Dies war wunderbarerweise bei der Lilie des Zimmermanns Josef der Fall. Unter dieser Darstellung hängt ein Holzfresko mit Gottvater als Weltenherrscher mit der Weltkugel und dem Szepter, darüber befindet sich die Taube als Symbol für die dritte Person, Gott Heiliger Geist. Auf der linken Seite steht eine Marienstatue, rechts eine Darstellung des heiligen Donatus, des Patrons gegen Unwetter und Blitzschlag, dessen Reliquien sich in der Agnes-Katakombe in Rom befinden.
Der Kreuzweg mit den schönen Ölfarbendrucken stammt ebenfalls aus der Wiener Malschule des Josef Ritter von Führich. Ein Tragkreuz erinnert an die Prozessionen bei Bitt- und Bußtagen, aber auch an die Wallfahrten, bei denen es vorangetragen wurde.