Im Mittelalter Steinbach (1554 in Kirchenrechnungen auch: "Windisch-Steinbach"), 1580 Steinbach bei St. Jobst, heute: Jobst
Mehrere Grabhügel weisen auf römerzeitliche Vorsiedlung hin. Vermutlich überdauerten Reste der nach 600 eingewanderten Slawen hier die Ungarneinfälle.
Entstehung des Ortes:
Im 13. Jahrhundert; regelmäßige Neuanlage der Stadecker (folgten den Steinbachern, deren Burg bei Schwarzmannshofen stand)
Einreihige Dorfzeile, die ursprünglich sieben Höfe mit geländestreifenartiger Flur umfasste.
1400: die Herren von Montfort erbten das Gebiet der alten Herrschaft Steinbach
1523: Bernhard von Teuffenbach - Jobst und Lindegg kommen bis 1848 zur Herrschaft Obermayerhofen
Kirchlich:
Jobst gehörte seit jeher zur Pfarre Waltersdorf.
Jodokkapelle: von Montfortern gebaut; Grund für neuen Ortsnamen "Jobst". (Da die Verehrung des Hl. Jodok im Spätmittelalter besonders im burgundischen Raum große Verbreitung fand, dürften die aus Vorarlberg stammenden Montforter das Patrozinium der Kapelle bestimmt haben, falls nicht ein Pestgelübde den Ausschlag gab.)
Aber bereits 1554: Rede von der "Capellen zu St. Jobst und der heiligen Frauen Sand Anna". Anfänge der Verehrung eines Bildnisses der Hl. Anna vielleicht sogar schon Ende des 15. Jahrhunderts, denn schon Papst Alexander VI. (1492-1503) soll allen, die zum Bildnis der hl. Anna beten, einen Ablass verliehen haben.
Kirche zu Jobst erhielt das Patronat St. Anna. Ihrer rasch zunehmenden Verehrung gab der Waltersdorfer Pfarrer Johann Christoph Dantscher zielstrebig einen neuen Mittelpunkt.
1741: Als Ersatz für die baufällige, alte Kirche Vollendung einer neuen Kirche.
Bruderschaft zu Ehren der heiligen Anna um eine glückliche Sterbestunde:
Pfarrer Dantscher erwirkte auch vom Papst Clemens XII. (1730-1740) einen Ablass zur Errichtung einer Bruderschaft, der für alle gelten sollte, die nach Reinigung von ihren Sünden der Bruderschaft beitraten. Diese Bruderschaft trat mit 30. Mai 1741 ins Leben. Ihre Mitglieder verpflichteten sich, am Tag der Hl. Anna die Kirche zu besuchen, zu beichten und zu kommunizieren und täglich drei Vaterunser und Ave Maria zu beten.
Ferner wurde alle Quatember-Donnerstage (Mit Quatember bezeichnet man die viermal im Jahr stattfindenden, ursprünglich mit Fasten, Gebet und Almosengeben ausgezeichneten Bußtage im Kirchenjahr. Ihre Terminierung fällt ungefähr mit dem Beginn der vier Jahreszeiten zusammen.) beim Altar der Hl. Anna ein Amt für die lebenden und verstorbenen Brüder und Schwestern der Bruderschaft gehalten.
Schließlich waren sie verpflichtet, ihr Leben so zu führen, dass man von jedem sagen könne, er sei ein wahres Kind der heiligen Mutter Anna.
Außerdem stiftete Pfarrer Dantscher testamentarisch ein Kapital zum Bau eines Hauses für die Geistlichen. Dantscher starb am 5. Jänner 1743. Sein Nachfolger Johann Christoph Diewalt fand für den Bau schon verschiedenes Material vor, konnte ihn aber erst nach Regelung des Verlasses 1747 durch den Maurerpolier Wenzel Nußmann beginnen. 1751 war auch dieser Bau abgeschlossen.
Josefinismus:
Schwere Einbußen des religiösen Lebens; 1783 Einschränkung der Wallfahrten und Prozessionen; Aufhebung der Bruderschaften; Schließung der Kirche drohte.
1787 Lindegg und Jobst werden bei der Pfarrregulierung mit der Filialkirche Jobst der neugebildeten Pfarre Blumau eingegliedert.
Wallfahrtswesen
Im 18. Jahrhundert Blüte; entlang der alten ungarischen Grenze durch regen Zuspruch aus dem heutigen Burgenland besonderes Gepräge.
Wie wichtig Jobst geworden war, zeigen Berichte über die dortigen Gottesdienste: Viermal im Jahr war ein feierlicher Gottesdienst, nämlich am Ostermontag, am sechsten Sonntag nach Pfingsten mit feierlichem Umgang, am Sankt Annatag und am Fest der Unschuldigen Kinder.
Zu den Quatemberzeiten wurde am Donnerstag eine Messe gelesen.
Anderseits gab es auch jährlich vier von Jobst ausgehende Prozessionen in benachbarte Kirchen.
Heute ist jeweils am 4. Sonntag im September die Dekanatswallfahrt nach Jobst.
Beschreibung der Kirche
Außen:
1741 erbaut - außerhalb des Ortes
Längsgerichteter Konchenbau, im Osten ein fünfgeschossiger, quadratischer Turm vorgestellt, dessen Obergeschoß in ein Oktogon übergeht, das von einem geschweiften und mit einer Laterne versehenen Helm bekrönt ist.
Das Äußere der einzelnen Apsiden ist durch toskanische Pilaster und acht große Rechteckfenster gegliedert; die nördliche und südliche Konche ist unter den Fenstern zusätzlich durch Türen geöffnet.
Da das Bodenniveau hinter dem Turm stark abfällt, fußen die seitlichen Apsiden und die Chorapsis auf einem hohen Sockelunterbau.
Zwischen der südlichen Konche und der Chorapside schmiegt sich das Sakristeigebäude an, das über eine Stiege zugänglich ist.
An der Nord- und Ostapside sowie an der östlichen Eingangsfront ist jeweils eine Sonnenuhr angebracht, wobei die letztere mit den Jahreszahlen 1741 und 1958 bezeichnet ist.
Innen:
Grundriß: mittlerer quadratischer Zentralraum, nach vier Seiten Konchen angefügt
Innenraum: Länge 23,70 m, Breite 18,35 m, Höhe 11,50 m
Die den kreuzgratgewölbten Mittelraum markierenden Wandpfeiler betonen durch ihre reiche Verkröpfung und durch ihr ausladendes Gesimse den zentralen Innenraum.
Die Orgelempore wird von zwei quadratischen Pfeilern mit toskanischen Pilastern abgestützt, die sich über den Kapitellen fortsetzen.
Durch die acht großen, rechteckigen Fensteröffnungen wird dem Raum eine stimmungsvolle Helligkeit gegeben.
Die zum Großteil noch vorhandene originale Barockverglasung in Sechseckverbleiung wurde 1971 durch die Fa. Bergmann aus Graz instandgesetzt und ergänzt. Im gleichen Jahr erhielt der Bau eine neue Innenfärbelung.
Die Kirche wurde nun von 1993-1997 außen und innen vollständig renoviert.
Im Zentrum des Altars befindet sich die Gruppe der Hl. Anna, die als Lehrerin ihrer Tochter Maria dargestellt wird.
Diese auf das Kirchenpatrozinium hinweisende und als Gnadenbild verehrte Gruppe wurde 1783 von Leopold Schlager, Bildhauer zu Hartberg, verfertigt und vom Vergolder aus Hartberg gefasst. Sie wurde anstelle einer älteren Statue, die aufgrund einer 1782 erfolgten josephinischen Verordnung nicht mehr zur Aufstellung kam, in Auftrag gegeben.