Kirche als Fiedensstifterin
Unrecht gibt es schon von Anfang an. Die Bilder der Hl. Schrift erzählen vom Brudermord. Wir aber sollen es miteinander gut meinen und zuvorkommend miteinander umgehen. Das ist nicht immer einfach: In einem Nonnenkonvent herrschte ein komplettes Durcheinander. Neid, Missgunst, Streit waren präsent. Da bat man den Bischof um Hilfe. Er kam zu ihnen. Sie besprachen sich eingehend. Sein abschließendes Wort „Der Heiland ist mitten unter euch! Erkennt ihr es nicht?“, traf sie ins Herz. Ab nun begegneten sie einander wieder zuvorkommend, in der Annahme des Besten und mit Liebe. Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu! Wenn man miteinander gut umgeht, tut man es so, wie es dem Heiland entspricht. So wird Friede wieder möglich.
Nach Beendigung des Jugoslawien-Krieges trafen sich Kardinal Vinko Puljic und Bischof Johann Weber in Sarajewo zu Beratungen. Dort gingen sie gemeinsam mit muslimischen Geistlichen durch die mit Trümmern übersäten Straßen. So zeigten sie den Staunenden symbolisch, dass es den Geist des Miteinander braucht, um trotz verschiedener Konfessionen wieder in guter Nachbarschaft leben zu können. Von Orden lernen – zwei Beispiele: Augustinus erwähnt in seiner Regel (Kapitel 4) die brüderliche Zurechtweisung. Wahrgenommene Fehler sollen direkt angesprochen werden. Hilft das nicht, sollen weitere Brüder davon erfahren und dann auch der Abt. – Benedikt lässt den Abt mit dem Übeltäter zweimal das Gespräch suchen. (Regel, Kap. 23) Wenn daraus keine Lösung gefunden wird, kommt es zur Information des Konvents und es geht nach vergeblicher Bestrafung bis zur Entlassung.
Unrecht muss auch heute aufgedeckt, benannt und bekannt gemacht werden. Erlittene Gewalt muss durch Kenntnisnahme der Öffentlichkeit demaskiert werden. Es braucht Zeugen, denn, was nur einer weiß, weiß keiner. Schriftliche/ digitale Beweise sind erforderlich, will man was verändern. – Erzbischof Desmond Tutu sammelte im Rahmen der Wahrheits- und Versöhnungskommission Beweismaterial um geschehenes Unrecht im Apartheidsystem in Südafrika aufzuzeigen, und für sein Volk einzutreten. Die Wahrheit als Waffe benutzen, die Wahrheit wird euch freimachen. Von Papst Pius XII. hatte man sich mutiges Auftreten gegenüber Hitler erhofft. Doch unterblieb das aus taktischen Überlegungen, da sich die Versprechungen Hitlers als wertlos herausgestellt hatten. Vielmehr hätte ihm ein moralisches Wort des Widerstandes als Provokation gedient. Seine berechenbare Reaktion wollte man allen ersparen. Ob das aber richtig war? Viele waren sehr enttäuscht.
Rosenkranzrevolution auf den Philippinen im Februar 1986: Ferdinand Marcos übte ein Regime der Unterdrückung aus. Zuletzt bat man Kardinal Sin von Manila um Hilfe und Rat. Er wiederum rief die gläubige Bevölkerung zu aktiver Hilfe. Die Leute kamen mit ihren Rosenkränzen und setzten sich wehrlos auf den Knien mit der Stärke des Gebetes gegen die anrollenden Panzer durch. Um die Masse von zwei Millionen Betenden aufzulösen wurde Tränengas eingesetzt. Plötzlich drehte der Wind, sodass die Angreifer durch ihr eigenes Gift vertrieben wurden. Marcos gab auf, ging ins Exil und ein neues Klima setzte sich durch. – Der Fall der Berliner Mauer 1989 und alle Konsequenzen hatten ihren Ursprung in den FRIEDENsgebeten der Leipziger Nikolai-Kirche, die in den FRIEDENsdemonstrationen besondere politische Kraft entwickelten.
Im Alltag endet die Liebe schon beim Vergleichen mit anderen. Größer, schöner, besser, reicher, klüger, einfühlsamer… Ein sehr großer Aktenbestand im Diözesanarchiv betrifft Eheprobleme. In manchen Pfarrarchiven finden sich Briefe an Pfarrer, wo es persönliche Probleme gab und man die Hilfe der Kirche suchte. Zu vermitteln ist ein Dienst der Kirche bis heute, damit man einander wieder trauen und in die Augen schauen kann. Bekanntlich geht ein hoher Prozentsatz an Partnerschaften in Brüche.
Die Liste der Fehler der Kirche bis heute ist lang… Schwierigkeiten können nur aus der entsprechenden Zeit heraus recht verstanden werden. Im Nachhinein weiß man vieles besser. Man soll gewisses Fehlverhalten nicht immer wieder aufkochen. Nur Gulasch wird mit der Zeit immer besser. Es tut der Seele gut, wenn sie vergibt. Vergessen kann man ohnedies nicht alles. Vergeben aber schon.
Frag nicht, was die Kirche für dich tun kann. Frag, was du zum Gelingen von Kirche und FRIEDEN beitragen kannst. Zögere nicht, es auch zu tu