Interview mit Diözesanrat Friedrich Polzhofer
Lafer: Lieber Fritz, du bist der Vertreter der Region Oststeiermark im Diözesanrat. Stell dich bitte unseren Leserinnen und Lesern kurz vor. Polzhofer: Aus einfachen Verhältnissen kommend – Vater Arbeiter, Mutter Hausfrau – hatte ich das Glück, in ein katholisches Gymnasium zu gehen. Nach der Matura machte ich das Lehramt, war Lehrer, Administrator und 22 Jahre Schulleiter in den Gymnasien Gleisdorf und Hartberg. Seit 1973 verheiratet, habe ich drei Töchter und sechs Enkelkinder. In der Kirche arbeite ich seit meiner Jugend mit. 2013 kam ich das erste Mal in den Diözesanrat. Lafer: Was ist das genau für ein Gremium, wer ist dort vertreten, was ist der Sinn dieses Gremiums? Polzhofer: Der Diözesanrat dient der Beratung des Bischofs. Er besteht aus zwei Vertreter/innen aus den acht steirischen Regionen und aus Mitgliedern von Amts wegen. Den Sinn sehe ich in einem Hereinbringen und einem Hinaustragen. Hereinbringen, was die Menschen an der so genannten Basis bewegt, und Hinaustragen, was für den Herrn Bischof und die Diözese wichtig ist. Lafer: Wie hast du deine Zeit dort erlebt? Wie war das Klima? Polzhofer: Als konstruktiv unter beiden Bischöfen – Kapellari und Krautwaschl. Befruchtend war immer eine Meinungsvielfalt, wobei es wichtig war, das gemeinsame Ziel einer lebendigen Kirche im Auge zu behalten. Freilich ringt so ein Gremium zuweilen auch um sein Selbstverständnis. Lafer: Hast du das Gefühl, du konntest dich einbringen, wenn ja, wie? Polzhofer: Dieses Gefühl hatte ich sehr wohl. Von 2013 bis 2019 durfte ich geschäftsführender Vorsitzender sein. Da war ich so gesehen an der Quelle und an der Gestaltung des Geschehens (Themen, Tagesordnung, …) entscheidend mit beteiligt. Ein wichtiger Satz und grundlegender Gedanke für mich war und ist die Aussage eines Theologieprofessors, die lautet: „Es gibt das Lehramt des Volkes Gottes.“ Einzubringen, was das Volk Gottes, also das Kirchenvolk, auf seinem Weg, seinem Glaubensweg vor allem in den Pfarren bewegt, war mir immer wesentlich. Lafer: Wie erlebtest du das Miteinander mit dem Bischof? Polzhofer: Es war und ist ein wertschätzendes Miteinander. Den jetzigen Bischof kenne ich ja schon von seiner Kaplanszeit in Hartberg. Lafer: Wo siehst du die Herausforderungen der Diözese bzw. der Diözesanleitung für die nahe Zukunft? Polzhofer: Die wesentlichste Herausforderung ist sicher, Jesu Botschaft lebensnah zu vermitteln. Das Leben der Menschen ernst zu nehmen und auf sie zuzugehen bzw. ihnen auch nachzugehen. Der Priestermangel zwingt uns dazu, uns als Laien verstärkt einzubringen und uns viel zuzutrauen. Die Diözesanleitung darf uns vertrauen, dass wir Gutes für die Kirche wollen. Gerade in der Oststeiermark sind wir ja noch recht priestergeprägt. Wir spüren aber ihr Fehlen immer mehr. Warum sollte es nicht verheiratete Priester geben? Warum nicht Frauen in diesem Amt? Entscheidend wird auch sein, wie weit des Zukunftsbild, das sich die Diözese als Leitbild gegeben hat, mit Leben erfüllt und ernst genommen wird. Auch die neuen Seelsorgeräume sind eine große Herausforderung, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Lafer: Hast du noch ein gutes Wort zum Schluss für uns? Oder: Was möchtest du uns noch mitgeben? Polzhofer: Eine Erfahrung, die ich sowohl privat, beruflich wie kirchlich gemacht habe ist: Miteinander geht es besser als gegeneinander. Und am Reich Gottes ein wenig Mitarbeiten zu dürfen, ist ein lohnendes Ziel.
Danke für das Gespräch und alles Gute!
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